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Kirgisistan/Sary-Kolot
Alischer Abdjaparov aus Sary-Kolot

In einer Gemeinde, im Gegensatz zu einer Stadt, kennen die Menschen ihre Abgeordneten sehr genau und wissen, wer was tut. Der ehrenamtliche Gemeinderat kann die Beschlüsse der Gemeindeverwaltung jeder Zeit blockieren.

Er kann im Gegensatz dazu aber dieser auch neu Impulse für neue Anfänge geben. Welche Vollmachten und welche Verantwortung die Arbeit im Gemeinderat gibt, erzählt in unserem Gespräch Alischer Abdjaparov, Absolvent des gemeinsamen Masterprogramms der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) und der kirgisischen Akademie für öffentliche Verwaltung, der im Mai 2015 als Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde Sary-Kolot wiedergewählt worden ist.

Alischer, warum wollten Sie zum zweiten Mal zum Gemeinderatsabgeordneten gewählt werden? Worin besteht  Ihre Aufgabe im Gemeinderat?

Das Vertrauen der Bürger zu gewinnen ist ein großer Stolz und eine große Verantwortung für mich. Dafür hat man seine Zeit verwendet, seine Arbeitskraft eingesetzt und das will man  nicht so einfach aufgeben. Die Tatsache, dass ich zum zweiten Mal in den Gemeinderat gewählt wurde, ist eine Art von Anerkennung, dass ich fünf Jahre nicht umsonst Gemeinderat war. Zum Beispiel gab es in einem der Dörfer in unserer Gemeinde, Tynchtyk, nur eine Grundschule. Ich selbst arbeite in der Landkreisverwaltung Karasu, in der Abteilung für Bildung. Und ich weiß sehr gut, dass in meiner Gemeinde eine Mittelschule notwendig ist. Mit meiner Unterstützung wurde unsere Schule in eine Mittelschule (mit 9 Klassen) umgewandelt.

Im Hinblick auf die inhaltliche Arbeit des Gemeinderats, ist erstens die transparente Kontrolle über die Verteilung und Ausführung des kommunalen Haushalts, in dessen Fachausschuß ich Mitglied bin, und zweitens das Monitoring über die Ausführung der Beschlüsse des Gemeinderats durch die Gemeindeverwaltung wichtig. Letztes Jahr hat die Verwaltung unserer Gemeinde die  lokalen Haushaltseinnahmen mit einer kräftigen Steigerung auf 2,9 Millionen Kirgisische Som (KGS) festgelegt. Tatsächlich konnte sie dann 3,9 Millionen KGS sammeln (35% mehr als geplant). Solche Fortschritte wurden in erster Linie durch die Erhöhung des Anteils an der Kfz.-Steuer und aus der festgesetzten Pacht für landwirtschaftliche Flächen, über die die Gemeinde verfügt, sowie die Einführung von kommunalen Verwaltungsstrafen bei gesetzlichen Verstößen erreicht.

Der Gemeinderat nimmt aktiv an der Verteilung dieser Haushaltsmittel teil. Ich selbst kontrollierte die Finanzierung des Baus von einem Bürgersteig entlang der Hauptstraße Karasu - Uzgen, wo es für die Bürger gefährlich war, zu Fuß zu gehen, sowie die Reparatur der Kesselfeuerung in den Schulen der Dörfer Kurban-Kara und Tynchtyk, wo die Schüler und Lehrer zuvor im Winter gefroren haben.

Im Allgemeinen versuchen wir im Gemeinderat, die sozioökonomische Situation der Gemeindebewohner zu verbessern: Wir begrünen die Dörfer, bauen zusätzliche Transformatorenstationen/Umspannwerke, errichten Straßenbeleuchtungen und säubern die Bewässerungskanäle. Vor kurzem begann der Bau einer Moschee und einer Ersten-Hilfe-Station. Selbstverständlich kann man dies heutzutage nicht alles mit Mitteln der Gemeinde oder des Staats lösen. Deshalb sind wir bestrebt, günstige Bedingungen für die Anziehung von in- und ausländischen Investitionen zu schaffen.  Im Dorf Kurban-Kara hat man so eine kleine Papierfabrik wieder in Betrieb genommen.

Und welche Pläne für die weitere Entwicklung hat die Gemeinde Sary-Kolot?

Die Gemeinde Sary-Kolot besteht aus sechs Dörfern mit einer Gesamtbevölkerung von mehr als 8.000 Menschen. Unser Boden ist berühmt für seine Melonen und seine Paprika. Landwirtschaft und Viehzucht sind die wichtigsten Einkommensquellen der  Bürger. Aber ein großes Problem in Sary-Kolot sind fehlendes Trink- und Bewässerungswasser, sowie die Weiden. Deshalb müssen wir Tröpfchenbewässerung und als Alternative den Gartenbau entwickeln. In den langfristigen Plänen der Gemeinde steht die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten wie Tomaten als Ziel festgeschrieben.

Wie schaffen Sie das alles?

Je mehr ein Mensch anfängt und Erfolg hat, desto mehr schafft er. Ich führe ein aktives Leben. Ich finde Zeit für Radfahren und Billard in meiner Freizeit, aber auch für regelmäßige berufliche Aus- und Weiterbildung. Eigentlich besteht mein Traum im Aufbau einer demokratischen Gesellschaft, in der die Interessen des ganzen Volkes gewahrt sind und der Staat auf einer aktiven Beteiligung der Bürger basiert.