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Nicht nur internationale Migration
Binnenmigration in Kirgisistan

Bisher stand in Kirgisistan immer die Diskussion um die internationale Migration im Vordergrund. Bei etwas mehr als 6 Millionen Gesamtbevölkerung und geschätzt 1,2 Millionen Gastarbeitern in Russland (dabei 700.000 mittlerweile auch mit russischer Staatsangehörigkeit) ist dies nicht verwunderlich, zumal diese im letzten Jahr geschätzt 2 Milliarden USD in ihre Heimat überwiesen haben.

Unterschriftenzeremonie

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Dagegen eher unbeachtet und weniger in den Einzelheiten bekannt schreitet auch die Binnenmigration in Kirgisistan rasant voran. Hatte die Hauptstadt Bischkek bei der Unabhängigkeitserklärung des Landes im Jahre 1991 noch 550.000 Einwohner, reden wir heute von einer Millionenstadt. Die Gründe dafür sind bekannt: Die Menschen aus den ländlichen Gebieten erwarten in den kirgisischen Städten bessere Arbeitsbedingungen, Wohnverhältnisse, Infrastruktur und Bildungsmöglichkeiten. Gleichzeitig wachsen aber auch die urbanen Probleme: Der Kern von Bischkek ist heute mit etwa 50 Siedlungen von internen Migranten umgeben, in denen die Infrastruktur bei weitem nicht ausreichend entwickelt ist.

Eine staatlich gesteuerte Politik für die Binnenmigration wäre jedoch auch vor allem im Hinblick auf den in den Zentren besser entwickelten Arbeitsmarkt eine Möglichkeit, die eigenen Bürger nicht in die internationale Migration zu schicken, sondern ihnen vor allem in den mittleren und größeren Städten des Landes Wohnraum und Arbeit zu sichern. Den ländlichen Raum in kurzer Zeit ausreichend zu entwickeln, erscheint auf Grund des jetzt schon großen Budgetdefizits der Kirgisischen Republik zurzeit nicht realistisch.

Unterschriftenzeremonie

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Bei der heutigen ineffizienten Regelung von Binnenmigration in Kirgisistan besteht jedoch ein großes Risiko für die weitere chaotisch unkontrollierte Entwicklung dieser Prozesse, einschließlich der Unmöglichkeit der Ressourcenplanung für interne Migranten in den Aufnahmeregionen, und die Entstehung von nationalen Sicherheitsproblemen im Zusammenhang mit der Entvölkerung von Grenzgebieten des Landes.

Am 01. März 2017 haben die Zentralasienvertretung der Hanns-Seidel-Stiftung und das Tian Shan Policy Center der Amerikanischen Universität in Zentralasien (AUCA) nun ein Abkommen zur Untersuchung der „Probleme der Regelung von Binnenmigration in Kirgisistan und die diesbezügliche Rolle der kommunalen Verwaltungen, sowie anderer staatlich öffentlicher Behörden“ unterzeichnet.

Das Ziel der Durchführung dieser Forschung ist die Klärung von Ursachen und Tendenzen der kirgisischen Binnenmigration, sowie die Ausarbeitung von Empfehlungen für die kommunalen und öffentlichen Verwaltungen zur effektiven Regelung von Prozessen der Binnenmigration.