Dieser Lehrgang trägt im Unterschied zu den Pflichtfortbildungslehrgängen für kommunal Bedienstete in Kirgisistan, die im Rahmen eines Staatsauftrags realisiert werden, vollkommen freiwilligen Charakter und ist auf wirklich interessierte Zuhörer zugeschnitten, um sie dazu zu motivieren, die während der Fortbildung erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten später in der Praxis umzusetzen. Der Programminhalt umfasst solche Arbeitsbereiche wie lokaler Haushalt, Staatseinkäufe, Bodenrecht, Verwaltung des kommunalen Eigentums, sowie lokale wirtschaftliche Entwicklung.
Mehr als 50 Teilnehmer aus allen Regionen Kirgisistans, Bürgermeister von Gemeindeverwaltungen und Gemeinderäte, wurden von Tanat Osmonkulov und Rosa Surantschijeva (Trainer aus dem kirgisischen Institut für Entwicklungspolitik), sowie durch Dr. Richard Schiessl, deutsche Kurzzeitfachkraft aus der Stadt Kempten, über die Entwicklung und Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Pläne für die sozio-ökonomische Entwicklung von Gemeinden und die Methoden für lokale Wirtschaftsförderung unterrichtet.
Dr. Schiessl fasste seine Eindrücke wie folgt zusammen:
„Eigentlich haben wir in Deutschlandauf kurz- und mittelfristige Pläne für die sozio-ökonomische Entwicklung von Gemeinden schon länger verzichtet. Hier in Kirgisistan gibt es hierzu aber immer noch eine Präferenz, die vielleicht mit den noch in der Sowjetunion erlernten Planungsinstrumenten zusammenhängt. Die Erfahrungen zeigen, dass die Entwicklung heutzutage so schnell erfolgt, dass solche ausführlichen Pläne veralten, ehe sie umgesetzt werden können.Stattdessen entwickeln wir Strategien, die auf der Vision der Zukunft einer jedeneinzelnen Gemeinde basieren. Wie wollen wir unsere Gemeinde in 10 Jahren sehen? Industriell, umgeben von Fabriken? Grün, attraktiv für Touristen? Möglicherweise soll sie ein Verwaltungsschwerpunkt oder ein Bildungszentrum werden? Wenn man sich für eine Vision entschieden hat, gilt es ferner, Ziele zu setzen und aufzuzeigen, mit welchen Maßnahmen man diese erreichen kann. Sollte man hierzu fachliche Experten einladen? Oder sollte man staatliche Fördermittel beantragen? Und so weiter“.
Das Feedback zum Seminar war rundum positiv. Die Teilnehmer haben aber auch gebeten, die Trainer nicht nur aus dem Zivilsektor, sondern auch aus staatlichen regionalen Verwaltungen bzw. Landkreisverwaltungen oder kommunalen Einrichtungeneinzuladen. Sie sollten über langjährige Berufserfahrung im Bereich der lokalen Entwicklung haben und über Erfolge und typische Fehler auf diesem Wege berichten können. Die neue Fortbildungsreihe wird im nächsten Monat unter Berücksichtigung der jetzt gemachten ersten Erfahrungen für stellvertretende Bürgermeister und Generalsekretäre von Gemeinden fortgesetzt werden. Wie die Organisatoren der Fortbildung betonten, liegen doppelt so viele Anträge für die Teilnahme an der Fortbildung vor, als man ursprünglich erwartet hatte. Aber es gibt auch Vertreter der Kommunen, die aus verschiedenen Gründen die zuletzt durchgeführte Fortbildungsmaßnahme bereits nach dem ersten Teil wieder verlassen haben.
„Alle Teilnehmer der neuen Fortbildungsreihe haben „Hausaufgaben“ bis zu der nächsten Unterrichtsreihe bekommen“, erzählt Dr. Max Georg Meier, der Leiter der örtlichen Vertretung der Hanns-Seidel-Stiftung. „Alle sollen eine Art Zukunftsprojekt für ihre Gemeinde entwickeln, das sie dann mit den Experten der Fortbildung in die Tat umsetzen werden. Nur diejenigen, die einen solche kommunale Vision erstellen und versuchen, diese zu realisieren, können in die nächste Stufe des Fortbildungsprogramms eintreten“.