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Kirgisistan/Bischkek
Die Hanns-Seidel-Stiftung hat ein neues Fortbildungsprogramm für Bürgermeister von Gemeindeverwaltungen und Gemeinderäte gestartet

Vom 19.bis 20. September 2015 hat an der Akademie für öffentliche Verwaltung unter dem Präsidenten der Kirgisischen Republik ein neues Fortbildungsprogramm für Bürgermeister vonGemeindeverwaltungen und für Gemeinderäte begonnen, der von der Staatlichen Agentur für den öffentlichen Dienst der Kirgisischen Republik, der staatlichen kirgisischen Agentur für lokale Selbstverwaltung und interethnische Beziehungen und der Vertretung der Hanns-Seidel-Stiftung in Zentralasien organisiert worden war. Der erste Teil der insgesamt 72stündigen Fortbildung war dem Thema„Planung der sozio-ökonomischen Entwicklung in Gemeinden – lokale Wirtschaftsförderung“ gewidmet.

Dieser Lehrgang trägt im Unterschied zu den Pflichtfortbildungslehrgängen für kommunal Bedienstete in Kirgisistan, die im Rahmen eines Staatsauftrags realisiert werden,  vollkommen freiwilligen Charakter und ist auf  wirklich interessierte Zuhörer zugeschnitten, um sie dazu zu motivieren, die während der Fortbildung erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten später in der Praxis umzusetzen. Der Programminhalt umfasst solche Arbeitsbereiche wie lokaler Haushalt, Staatseinkäufe, Bodenrecht, Verwaltung des kommunalen Eigentums, sowie lokale   wirtschaftliche Entwicklung.

Mehr als 50 Teilnehmer aus allen Regionen Kirgisistans, Bürgermeister von Gemeindeverwaltungen und Gemeinderäte,  wurden von Tanat Osmonkulov und Rosa Surantschijeva (Trainer aus dem kirgisischen Institut für Entwicklungspolitik), sowie durch Dr. Richard Schiessl, deutsche Kurzzeitfachkraft aus der Stadt Kempten, über  die Entwicklung und Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Pläne für die sozio-ökonomische Entwicklung von Gemeinden und  die Methoden für lokale Wirtschaftsförderung unterrichtet.

Dr. Schiessl fasste seine Eindrücke wie folgt zusammen:

„Eigentlich haben wir in Deutschlandauf kurz-  und mittelfristige Pläne für die sozio-ökonomische Entwicklung von Gemeinden schon länger verzichtet. Hier in Kirgisistan gibt es hierzu aber immer noch eine Präferenz, die vielleicht mit den noch in der Sowjetunion erlernten Planungsinstrumenten zusammenhängt. Die Erfahrungen zeigen, dass die Entwicklung heutzutage so schnell erfolgt, dass solche ausführlichen Pläne veralten, ehe sie umgesetzt werden können.Stattdessen entwickeln wir Strategien, die auf der Vision der Zukunft einer jedeneinzelnen Gemeinde  basieren. Wie wollen wir unsere Gemeinde in 10 Jahren sehen? Industriell, umgeben von Fabriken? Grün, attraktiv für Touristen?  Möglicherweise soll sie ein Verwaltungsschwerpunkt oder ein Bildungszentrum werden? Wenn man sich für eine Vision entschieden hat, gilt es ferner,  Ziele zu setzen und aufzuzeigen, mit welchen Maßnahmen man diese erreichen kann. Sollte man hierzu fachliche Experten einladen? Oder sollte man staatliche Fördermittel beantragen?  Und so weiter“.

Das  Feedback zum Seminar  war rundum positiv. Die Teilnehmer haben aber auch gebeten, die Trainer nicht nur aus dem Zivilsektor, sondern auch aus staatlichen regionalen Verwaltungen bzw. Landkreisverwaltungen oder  kommunalen Einrichtungeneinzuladen. Sie sollten über langjährige Berufserfahrung im Bereich der lokalen Entwicklung haben und über Erfolge und typische Fehler auf diesem Wege berichten können. Die neue Fortbildungsreihe wird im nächsten Monat  unter Berücksichtigung der jetzt gemachten ersten Erfahrungen für stellvertretende Bürgermeister und Generalsekretäre von Gemeinden fortgesetzt werden.  Wie die Organisatoren der Fortbildung betonten, liegen doppelt so viele Anträge für die Teilnahme an der Fortbildung vor, als man  ursprünglich erwartet hatte. Aber es gibt auch Vertreter der Kommunen, die aus verschiedenen Gründen die zuletzt durchgeführte Fortbildungsmaßnahme bereits nach dem ersten Teil wieder verlassen haben.

„Alle Teilnehmer der neuen Fortbildungsreihe haben „Hausaufgaben“  bis zu der nächsten Unterrichtsreihe bekommen“, erzählt Dr. Max Georg Meier, der Leiter der örtlichen Vertretung  der Hanns-Seidel-Stiftung. „Alle sollen  eine Art Zukunftsprojekt für ihre Gemeinde entwickeln,  das  sie dann mit den Experten der Fortbildung in die Tat umsetzen werden. Nur diejenigen, die einen solche kommunale Vision erstellen und versuchen, diese zu realisieren, können in die nächste Stufe des Fortbildungsprogramms eintreten“.