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Deutschland/Bayern
Studienreise nach Bayern für die Absolventen der Stiftung aus Zentralasien

Vom 25. bis 30. Oktober 2015 fand in Bayern eine Studienreise für die zentralasiatischen Absolventen der gemeinsamen Master-Studiengänge der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) und der Akademie für öffentliche Verwaltung unter dem Präsidenten der Kirgisischen Republik statt.

Es  waren dies drei kasachische und 14 kirgisische Studenten, die zuvor eine Ausbildung in den ein- oder zweijährigen Masterstudiengängen der HSS in den Bereichen der "Lokalen Selbstverwaltung" und der "Öffentlichen Verwaltung" abgeschlossen, sowie aktiv an den Aktivitäten der Stiftung und ihrer Akademien teilgenommen hatten. Die Reise nach Deutschland war eine Anerkennung für ihre erfolgreiche Aktivität als HSS-Alumni und  diente dazu, ihre berufliche Professionalität weiter zu verbessern.

Das Hauptziel dieser Fortbildung war es,  alle Ebenen der öffentlichen und kommunalen Verwaltung in Bayern kennenzulernen (Bezirk, Landkreis und Gemeinde). Die Studienreise begann mit einem Einführungsseminar im Kurort Wildbad Kreuth, einem der Ausbildungszentren der Hanns- Seidel-Stiftung, wo schon die russischen Zaren ihre Gesundheit regeneriert haben. Hier hielt Herr Karl Weissenbach einen Vortrag über die Grundlagen der öffentlichen und kommunalen Verwaltung in Deutschland und Bayern, die Aufteilung der Funktionen auf den verschiedenen Verwaltungsebenen und das Zusammenwirken zwischen diesen Ebenen.

Weitere Besuche in bayerischen Ministerien, in der Verwaltung von Regierungsbezirken und Landkreisen lieferten Informationen über die Struktur der Behörden, ihre Funktionen, insbesondere über die Aufstellung ihres Haushalts, sowie über ihre Politik  in den Bereichen Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung. Bei einem Besuch in der  Gemeinde Dinkelscherben hatte die Delegation die Gelegenheit, die Arbeit der lokalen Selbstverwaltung in der Praxis zu sehen. Die Teilnehmer besuchten auch die Grundschule der Gemeinde. Die Teilnehmer interessierten sich über das Verfahren der Ernennung des Schuldirektors. Interessant fanden sie an der Schule die praktische Ausbildung, einschließlich der Entwicklung von beruflichen Fähigkeiten, die parallel zum theoretischen Unterricht läuft.

Danach besuchten sie den lokalen Verband des Feuerwehrdienstes, der auf freiwilliger Basis arbeitet. Der Feuerwehrdienst wird von den  Einwohnern selbst getragen. Einige von ihnen sind aktive Mitglieder, die den Opfern unmittelbare Hilfe leisten, andere sind passive Mitglieder und zahlen nur den jährlichen Mitgliedsbeitrag  . In der Regel ist fast die gesamte Bevölkerung an der Lösung von verschiedenen lokalen Problemen beteiligt. Dieses System hat viele Teilnehmer verwundert.

Sehr informativ war auch der Besuch bei der Bayerischen Verwaltungsschule (BVS). Im Gegensatz zu ähnlichen Einrichtungen in Kasachstan und Kirgisistan arbeitet sie als autonome gesetzlich verankerte Institution.  Nach dem Stellenplan arbeiten  nur 14 feste Mitarbeiter. Es werden aber bis zu 1.500 Experten und Praktiker  im Unterricht eingesetzt. Jedes Jahr entwickelt die Schule eine Vielzahl von Trainingskursen, von denen viele speziell im Auftrag von öffentlichen und kommunalen Unternehmen erarbeitet werden. Das Training bei der BVS erfolgt gegen Bezahlung: Dabei zahlt der öffentliche oder kommunale Arbeitgeber, der seinen Mitarbeiter mit einem bestimmten konkreten Ziel zur Aus- oder Fortbildung bei der BVS entsendet.

Außerhalb des fachlichen Programmsbesuchten die Teilnehmer zwei landwirtschaftliche Betriebe, um sich mit neuen Ideen auszustatten. In den 60er und 70er Jahren konnten sich die deutschen Landwirte von ihrem Einkommen nicht mehr ernähren und waren gezwungen, nach neuen Wegen zu suchen, um zu überleben. Dabeivereinigten sie sich  mit dem Ziel  des ökologischen landwirtschaftlichen Anbaus zu Genossenschaften.  Auch wenn die Kosten für diese Produkte höher als üblich sind, sind die Deutschen  heute bereit, umweltfreundlichen/organischen Käse oder Obst, Liköre und Schnäpse zu kaufen.

Das Kulturprogramm der Fortbildung in Bayern bestand aus dem Besuch einer Reihe von Museen und Spaziergängen durch die historischen Zentren von München und Augsburg (hierbeiBesuch des "Goldenen Saals" -gewöhnlich geschlossen für Gäste -  des Augsburger Rathauses, der während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden war und anschließendvollständig mit Spenden der Stadtbewohner wiederhergestellt wurde).

Wie auch zuvor,  rief die Organisation dieser Studienreise großes Interesse unter den HSS-Stipendiaten in Zentralasien hervor. "Ich war sehr beeindruckt von dem Niveau der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen. Nirgendwo haben sich die Beamten gegenseitig beschuldigt, jeder kannte klar seine Kompetenz“,bemerkte die Teilnehmern Roza Suranchieva. Die meisten Teilnehmer stellten fest, dass das System der Freiwilligenarbeit im Rahmen von Vereinen von der Feuerwehr bis hin zur Organisation von städtischen Veranstaltungen auch in ihrer Heimat zu Hause übernommen werden sollte. Eine weitere Idee muss nach Meinung der Teilnehmer der Delegationauch in Kasachstan und Kirgisistan durchgeführt werden: Es handelt sich hier um das System und die Grundsätze zur Verbesserung der Fachkompetenz von öffentlich und kommunal Bediensteten. Die Teilnehmer haben hier auf die  klare Verbindung zwischen der Planung desberuflichen Aufstiegs, der Erhöhung der notwendigen Qualifikation und der Erhöhung des Gehalts von öffentlich und kommunal Bediensteten hingewiesen.

Zusätzliche Information:

Präsentation „Öffentliche und kommunale Verwaltung in Bayern»