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Kirgisistan/Cholpon-Ata
Ressource Jugend

Vom 5. bis 6. September 2015 fand im Hotel "Akun" in der Stadt Cholpon-Ata/Kirgisistan ein Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema "Jugendpolitik und Jugendarbeit" statt. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem Institut für Jugendentwicklung und mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). An der Veranstaltung konnten nicht nur die Absolventen der gemeinsamen Masterprogramme der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) und der Akademie für öffentliche Verwaltung unter dem Präsidenten der Kirgisischen Republik, sondern auch weitere kommunal Bedienstete, die direkt mit jungen Menschen in den kirgisischen Regionen arbeiten, teilnehmen. Insgesamt waren es 28 Seminarteilnehmer.

Das Thema wurde nicht zufällig gewählt. In der Tat sind junge Menschen auf der ganzen Welt, auch in Kirgisistan, nicht nur der aktivste Teil der Gesellschaft, sondern auch ein besonderes Objekt des nationalen staatlichen Interesses. Die Jugendlichen bilden eine strategische Ressource für die Entwicklung des Landes. Es wird geschätzt, dass fast 30% der Bevölkerung in Kirgisistan junge Menschen sind. Nach allgemeiner Ansicht wird dieses Potenzial noch zu wenig genutzt.

Die Trainer aus dem Institut für Jugendentwicklung, Evgenij Badilovskij, und des  internationalen Zentrums "Interbilim", Asel Kuttubaeva, sprachen darüber, wie man die Jugend motivieren und in den Prozess der Entscheidungsfindung einbeziehen kann. Die Teilnehmer erarbeiteten die Methodik der gemeinsamen Ermittlung der Bedürfnisse von jungen Menschen, sowie die Prinzipien und Modelle der Zusammenarbeit mit der Jugend. Information darüber kann den Seminarunterlagen1 entnommen werden.

„Junge Menschen sind bisher bei der Entscheidungsfindung nur in Ansätzen beteiligt“, teilte Asel mit. „Und doch gibt es bereits positive Erfahrungen. Sowohl als Wählerinnen als auch als Wahlbeobachter haben sich junge Menschen erfolgreich an Wahlprozessen beteiligt. Es gab auch positive Beispiele wie die Praxis der Einbeziehung der Jugend in die Angelegenheiten der kommunalen Selbstverwaltung, wobei junge Menschen ihre Ziele und Bedürfnisse definiert haben und in der Lage waren, ihre Pläne (beispielsweise den Bau eines Spielplatzes) in die Entwicklungspläne ihrer Gemeindeverwaltung zu integrieren. Dies war ein Musterbeispiel dafür, dass junge Menschen nicht nur auf ihrer Idee bestanden haben, sondern auch zur Umsetzung dieser beigetragen haben – teils mit körperlicher Arbeit oder mit Geld“.

Das interaktive Format der Workshops ermöglichte es den Teilnehmer auch, sich in die Situation ihrer "Gegner“ zu versetzen. Vertreter der Zivilgesellschaft wurden auf einmal Bürgermeister von Gemeindeverwaltungen, die durch Haushaltsdefizite gelähmt waren. Als „staatliche“ und „kommunale Beamte“ arbeiteten sie an Projektanträgen, die sie vor den strengen Vertretern der zentralen staatlichen Verwaltung verteidigen mussten. Es wurden Fallbeispiele (cases) mit verschiedenen Arten von „Advocacy“-Kampagnen behandelt, um mit deren Hilfe die konkreten Probleme der Jugendlichen zu lösen, wie z. B. die schwierigen Bedingungen für die Studiumaufnahme.

„Es gab eine Menge von Informationen, vor allem auch für diejenigen, die sich zuvor nicht mit der Umsetzung von Jugendpolitik beschäftigt hatten“, sagte einer der Teilnehmer. „Besonders nützlich war die Vorstellung von konkreten praktischen Beispielen der Jugendbeteiligung“.

Im Trainingsprogramm war auch die Vorstellung einer existierenden erfolgreichen Jugendorganisation vorgesehen: Das Jugendzentrum des Landkreises Issyk-Kul und der Stadt Cholpon-Ata. Dieses Zentrum war mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gegründet worden. Heutzutage sind die Geber mit dem Zentrum nicht nur zufrieden, sondern darauf sogar sehr stolz.

Das Zentrum ist in einem nur 15 Quadratmeter großen Zimmer untergebracht, aber hier entstehen große Ideen und werden erfolgreich Fortbildungsprogramme für Unternehmerkandidaten, Entwicklungsprojekte für örtliche Businessvorhaben, sowie ökologische Aktionen realisiert. Von hier wird  die Arbeit mehrerer Sportvereine koordiniert. Samat und Cholponay, die lokalen Jugendleiter, beantworteten die Fragen der Seminarteilnehmer darüber, auf welche Weise sie in ihrem Zentrum konkrete Probleme wie die Ausbreitung des religiösen Extremismus unter Jugendlichen in der Region oder die Organisation von  Sportvereinen für Mädchen lösen können.

Eine Umfrage unter den Besuchern des Zentrums hat gezeigt, dass sich der lokale Wissensstand auf dem Gebiet der Jugendpolitik erheblich erhöht hat (mehr als 35%). Während des Meinungsaustausches unter den Teilnehmern am Ende des Seminars hat die Gruppe  den Wunsch geäußert, das Thema beim nächsten Mal mit mehr Fallbeispielen, darunter auch mit Beispielen aus dem Ausland, zu behandeln. Es wurde angemerkt, dass auch für den Erfahrungsaustausch unter den Seminarteilnehmern mehr Zeit eingeräumt werden sollte, da viele von ihnen schon seit langem in diesem Bereich tätig sind. Auch wurde angekündigt, dass geplant ist, das Trainingsmodul "Jugendpolitik und Jugendarbeit" in den Lehrplan des gemeinsamen Masterprogramms der Hanns- Seidel-Stiftung und der Akademie für öffentliche Verwaltung unter dem Präsidenten der Kirgisischen Republik zu integrieren.

Zum Schluss erhielten die Seminarteilnehmer offizielle Zertifikate.