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Kirgisistan/Bischkek
Moslemisches Fastenessen

Am 15. Juli 2015 wurde in Bischkek ein moslemisches Fastenessen für die Absolventen der gemeinsamen Masterprogramme der Akademie für öffentliche Verwaltung unter dem Präsidenten der Kirgisischen Republik und der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), sowie weitere geladene Gäste organisiert. Die Veranstaltung stand unter dem Thema „Dialog zwischen den Religionen in Kirgisistan“. An dem feierlichen Essen nahmen über 40 Personen teil – Moslems und Vertreter anderer Religionen.

Unter den Ehrengästen der Veranstaltung waren Herr Jakshylyk Borochorov, Experte der Abteilung für Bildung in der landesweiten Verwaltung der Angelegenheiten von Muslimen in Kirgisistan, Herr Igor Dronov, Sekretär der russisch-orthodoxen Gemeinde in  Bischkek, und Frau Kalipa Omuralieva, Direktorin des Sprachzentrums der Akademie für öffentliche Verwaltung.

Dem Abendessen wurden die Begrüßungsreden der Vertreter der verschiedenen Religionen vorangestellt - eine Art des Dialogs über die gemeinsamen Ziele der verschiedenen Religionen und über die Notwendigkeit der gemeinsamen Lösung der  Herausforderungen der modernen Gesellschaft.

„Die Gleichgültigkeit ist das Hauptübel der modernen Welt“, merkte Jakshylyk Borochorov an und erzählte als Beispiel die Parabel von der Mausefalle:

Auf einem Bauernhof lebte eine kleine, kluge Maus, die mit ihren Knopfaugen alles gut beobachtete. So nahm sie eines Tages wahr, wie der Bauer Mausefallen aufstellte und witterte Gefahr.

Sofort begab sie sich zu den anderen Tieren, um sie zu warnen. Doch die nahmen ihre Worte nicht ernst.

“Mach nicht so ein Geschrei,”

wies das Huhn sie zurecht,

“eine Mausefalle mag für dich ein Problem sein, jedoch keinesfalls für mich!”

Das Schaf zeigte wenigstens Mitgefühl, indem es sagte:

“Ich fühle mit dir und werde heute Abend für dich beten, doch mich betrifft das nicht.”

Schließlich blieb noch die Kuh, die sie verstehen könnte. Doch auch die war abweisend. Sie lachte nur:

“Meinst du, eine Mausefalle könnte mir etwas anhaben? Hahaha! Was also habe ich damit zu tun?”

Da sie nirgendwo ein offenes Ohr fand und erst recht keine Hilfe erwarten konnte, trippelte sie bedrückt in ihr Mauseloch zurück und versteckte sich dort in der hintersten Ecke. Schlafen konnte sie vor lauter Aufregung nicht.

So kam es, dass sie am frühen Morgen ein Poltern hörte – die Mausefalle war zugeschnappt.
Kurz darauf kam die Bäuerin in die Küche, die das Geräusch auch gehört hatte und nun sehen wollte, ob die Maus getötet war. Im Dunkeln sah sie zunächst nicht, dass die Falle lediglich den Schwanz einer giftigen Schlange erwischt hatte.
Noch ehe sie das Licht einschalten konnte, wurde sie von der Schlange gebissen und fing laut an zu schreien.
Sofort stürzte der Bauer in die Küche, sah was geschehen war und fuhr seine Frau ins Krankenhaus, wo sie behandelt wurde und den giftigen Biss überlebte.

Nur das Fieber wollte nicht weichen, deshalb beschloss der Bauer, das Huhn als Grundlage für kräftigende Brühe zu verwenden.

Als die Bauersfrau wieder ganz gesund war, wurden alle Nachbarn zu einem großen Fest eingeladen.

Um die Gäste angemessen zu bewirten, schlachtete der Bauer das Schaf.

Als dann die Krankenhausrechnung kam, sah sich der Bauer genötigt, die Kuh zum Schlachthof zu bringen, um von dem Erlös die medizinische Versorgung bezahlen zu können.

Die kleine, kluge Maus hatte all die Geschehnisse genau beobachtet und machte sich nun ihre eigenen Gedanken:

“Warum nur haben sie meine Warnung nicht ernst genommen? Warum haben sie nicht begriffen, dass ein Problem, das einer von uns hat, auch alle anderen in Gefahr bringen kann?”

Der heilige Monat Ramadan ist eine besondere Zeit, in der Menschen ihr Leben Revue passieren lassen. Das Thema des Fastens war auch zentral innerhalb der Diskussion der Veranstaltung. Andres Lundgren, der ständige Vertreter an der Deutschen Botschaft Bischkek, der in einer protestantischen Familie aufgewachsen ist, sagte, dass Fasten eine ernsthafte Prüfung und eine Erfahrung sei, die er im nächsten Jahr selbst machen will.  Er will selbst den besonderen Geisteszustand erleben, wenn alle Gedanken und Handlungen des Menschen auf die Vereinigung mit Gott und die Erfüllung von guten Taten ausgerichtet sind. "Und dann, wenn etwas - auch ganz Kleines - sich in ihrem Leben zum Besseren verändert hat, ist dies ein Sieg",  resümierte er.