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Kirgisistan/Sary-Bulak
Was nichts kostet, ist nichts wert!

In der Gemeinde Sary-Bulak mit ca. 1.700 Einwohnern haben viele Haushalte keine ununterbrochene Trinkwasserversorgung. Deswegen müssen sich diese Familien Trinkwasser aus der Ferne mit Kanistern und Eimern holen, obwohl die Gemeinde eine zur Sowjetzeit angelegte Trinkwasserversorgungsleitung hat.

Dieses Problem wird durch mehrere Faktoren verursacht:

-zunehmender Trinkwasserbedarf wegen der Verbesserung der Lebensqualität: immer mehr Haushalte haben Dusche, WC, Waschmaschine etc.;

-zunehmender Wasserbedarf für das Vieh: nach Auflösung der sowjetischen Kolchosen halten die privaten Haushalte immer mehr Vieh;

-Benutzung des Trinkwassers für die Bewässerung der Obst- und Gemüsegärten, weil es in der Sommerzeit am Bewässerungswasser mangelt. Außerdem ist es viel leichter, einen Schlauch in den Garten zu legen, als Bewässerungswasser über einen Kanal durch die ganze Ortschaft zum eigenen Garten zu bringen. Daneben wird für das Trinkwasser pauschal bezahlt (monatlich 50 kirgisische Som = 70 Euro-Cent pro Haushalt), ohne dass die wirklich verbrauchte Menge Wasser gemessen wird;

-Zunehmende Trinkwasserverluste durch fehlende Wartung und Reparatur der Wasserleitungen und der Wasserhähne. Es gibt einige Haushalte, aus deren kaputten Wasserhähnen das Trinkwasser ständig fließt, weil die Reparatur zusätzliches Geld kosten würde und für das Trinkwasser pauschal bezahlt wird.

Die Trinkwasserversorgung ist per Gesetz eine der eigenen originären Aufgaben der Gemeinde, die sie in Eigenverantwortung organisieren soll. Im Rahmen eines nationalen Projektes „Taza Suu“ wurde im Jahre 2002 in Sary-Bulak, wie in vielen kirgisischen Gemeinden, ein Verein der Trinkwassernutzer gegründet. Die Gemeinde hat damals ihre Aufgabe der Trinkwasserversorgung an diesen Verein übertragen. Der Verein konnte damals mit internationalen Grants die Wasserleitung notdürftig reparieren, aber dadurch hat sich die Zahl der Haushalte, die ununterbrochene Trinkwasserversorgung haben, kaum erhöht. Der Verein existiert immer noch. Von 224 Haushalten werden monatlich ca. 3.000 kirgisische Som gesammelt: Einige Haushalte zahlen die Gebühr wegen fehlender Trinkwasserversorgung nicht, andere Haushalte geben ihr Geld in erster Linie für Familienfeste aus, finden die Trinkwassergebühr zu hoch und zahlen sie nicht mit Verweis darauf, dass auch viele andere Haushalte diese nicht bezahlen. Das gesammelte Geld dient als Gehalt des Geschäftsführers des Vereins. Dieser ist vor allem für die Reparatur der Wasserleitung, die Verteilung des Trinkwassers in den wasserknappen Zeiten und die Sammlung der Gebühr zuständig (Diese Aufgabe nimmt nicht weniger Zeit in Anspruch als die ersten beiden.). Der Kauf der Materialien für die Wartung und Reparatur der Trinkwasserleitung wird aus dem Gemeindehaushalt (jährlich ca. 100.000 kirgisische Som = 1.428 Euro) finanziert, was aber auch nicht genügend ist. Da das Trinkwasser aus Wasserquellen in den nahen Berghängen durch das natürliche Gefälle in die Gemeinde fließt, entstehen keine weiteren Kosten, wie zum Beispiel für Strom und Pumpen.

Seit 2013 hat die Gemeinde zwei Wasserquellen für die Verbesserung der Trinkwasserversorgung erschlossen. Dadurch hat die Anzahl der Haushalte, die ununterbrochene Trinkwasserversorgung haben, aber nur leicht zugenommen. Dieses Jahr erschließt die Gemeinde eine weitere Wasserquelle. Diese Initiative wurde von einer arabischen Stiftung unterstützt. Die Stiftung hat die notwendigen Materialien für eine zusätzliche Wasserleitung gekauft und die Gemeinde sollte die dafür notwendigen Arbeiten ausführen. Dabei tat sich die Gemeinde aber sehr schwer, die Bürger für diese Gemeinschaftsarbeit zu  mobilisieren, weil viele Bürger einfach nicht glauben, dass sie durch dieses Projekt eine ununterbrochene Trinkwasserversorgung bekommen werden. Aus Solidarität habe ich, als Mitglied des Gemeinderats, an einer der Gemeinschaftsarbeiten zur Erschließung der neuen Wasserquelle teilgenommen.

Vielleicht wäre eine Lösung des Problems, Wasserzähler in den Haushalten zu installieren.